Bremer Modellprojekt bietet anregende Freiräume für ältere Menschen im StadtteilVahr

Von Dieter Seil, 2009 ?

Die Bremer Woh­nungsbaugesellschaft GEWOBA hat in einem Modellprojekt Rosen-, Barock- und Duft­gärten, Bambusgruppen und Streuobstwiesen geschaffen. Vor allem Ältere nutzen das Angebot. Aber auch Kinder und Familien sind begeistert.

Frauenmantel steht am Weges­rand. Lavendel, Currykraut und Zitronenmelisse duften um die Wette. An anderer Stelle stehen die Rosen in voller Blüte. „Wun­derschöne Gärten", freut sich die 81-jährige Hedwig Braun, die sich zwischen den Blüten gerne auf einer Bank ausruht. Im Bremer Stadtteil Vahr hat die Wohnungs­baugesellschaft Gewoba anre­gende Freiräume für ältere Men­schen geschaffen. „Wohnzimmer vor der Tür", nennt der Initiator und GEWOBA -Landschaftsexperte Jens Spilker das Modellprojekt, das auch Jüngere begeistert.

Soziale Sicherheit durch Treffpunkte

Der Bremer Stadtteil Vahr wur­de zwischen 1957 und 1963 als Großsiedlung mit zahlreichen Hochhäusern und weitläufigen Grünzügen angelegt. Damals war die Region erste Adresse für Fa­milien mit Kindern. „Mittlerweile ist die Hälfte der Mieter 65 Jah­re und älter", sagt die Architek­tursoziologin Renate Narten aus Hannover. Allein dort besitzt die Gewoba rund 7500 Wohnungen. Mit mehr als 40000 zählt die Aktiengesellschaft zu den größ­ten Unternehmen ihrer Art in Deutschland.

 „Ältere brauchen soziale Si­cherheit, auch durch Treffpunkte im Wohnquartier", betont Nar­ten. „Viele alleinstehende alte Menschen gehen nur deshalb täg­lich zum Einkaufen, weil sie un­terwegs und im Laden Bekannte treffen können." Das weiß Spil­ker, der in den zurückliegenden Jahren zwischen den Wohnblö­cken eine ganze Reihe von The­mengärten geschaffen hat. Dazu gehören Rosen-, Barock- und Duftgärten, Bambusgruppen und Streuobstwiesen.

„Wir haben auch vorhandene Trampelpfade ausgebaut", erläu­tert der 48-jährige Diplominge­nieur für Landschaftsarchitek­tur. Der Rosengarten ist deshalb nicht nur Duft- und Augenweide, sondern auch willkommene Ru­hestation zwischen Wohnung und Einkaufszentrum. Die Pflan­zen wurden so ausgewählt, dass sie mit wenig Pflege gut auskom­men. So wie die „Vegesacker Charme", eine robuste Rose, die bis in den Dezember blüht. „Die ist so hart, da verbiegt sich die Laus den Stachel", meint Spilker lachend.

„Oma-und-Enkel-Weg" bietet Abwechslung

Andernorts reiht ein „Oma­-und-Enkel-Weg" in lockerer Folge Bänke und Spielgeräte aneinan­der und bietet auf diese Weise Äl­teren und Kindern Abwechslung. Viele Gärten sind mit Unterstüt­zung von Mietern und Schulkin­dern entstanden. Für die Pflege beispielsweise des symmetrisch angelegten Barockgartens mit Hainbuchenlabyrinth wurden Pa­tenschaften übernommen. „Das fördert die Identifizierung mit dem Wohnquartier", sagt Spilker, „da gibt's keinen Vandalismus."

Hier und da fehlen noch Bän­ke, findet Hedwig Braun. Das hat auch mit der Befürchtung zu tun, dass die kleinen „Oasen im Quartier" von Randalierern in Beschlag genommen werden könnten. Doch die Erfahrungen belegen das Gegenteil, freut sich Naturfreund Spilker: „Die Gärten mit Bänken haben sich zu echten Treffpunkten für die Nachbar­schaft entwickelt."

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