Wir bauen eine Totholzhecke!

Aber warum?

Bäume können richtig alt werden, uralt. Für sie ist unser Menschenleben ein Wimpernschlag lang. Je älter ein Baum wird, desto zahlreicher werden die Lebewesen, die im und am ihm leben. Wir kennen Pilze und Moose, Käfer und andere Insekten, Kleintiere und viele Vögel.

Wenn so ein Baum am Ende seines Lebens kommt, sei es durch Alter, Krankheit oder Unwetter, bricht er auseinander. Aber ist er tatsächlich tot? Ja, er wächst und grünt nicht mehr. Aber nach seinem Tot bleibt sein Holz Lebensraum und Nahrungsquelle für noch mehr Lebewesen, die nach und nach den abgestorbenen Baum besiedeln: Käfer und Holzwespen fressen sich durch Borke, Bast und Splintholz und legen ihre Larven. Durch ihre Gänge dringen Pilze tief ins Holz ein, es wird zunehmend weicher und morscher. Am Stamm erscheinen Pilzfruchtkörper in unterschiedlichsten Farben, Moose und Flechten bedecken ihn. Immer mehr Insekten finden dort Nahrung und eine passende Nische, wie Pilzmücken, Pilzfliegen oder Schwammkäfer. Wildbienen und Wespen legen ihre Eier in den Fraßgängen, Holzameisen bauen ihre Kartonnester. Spechte und andere Vögel, Kleinsäuger und Reptilien finden hier einen gedeckten Tisch. Im Verlauf der Jahre, sogar Jahrhunderte wird das Holz schrittweise auseinandergebaut und in den Kreislauf der Natur zurückgeführt.

In der letzten Abbauphase liegt das Holz weitgehend nur noch als feuchten Mulm vor. Er wird zunehmend von Bodenlebewesen besiedelt – Asseln, Springschwänze, Milben und Würmer zerkleinern ihn noch weiter und erleichtern seine Zersetzung durch Bakterien und Pilze. Der ehemaliger Baum ist zu nahrhaften Boden, Humus geworden – der beste Nährboden für einen jungen Baum. 

Es wird klar, dass das tote Holz lebendiger ist als zu Lebzeiten und eine sehr wertvolle Grundlage der Artenvielfalt darstellt. In einem Naturwald räumt keiner die Herbstblätter, die trocken Äste und die „toten“ Baumstämme. Abgestorbenes Material wird ständig recycelt und zum neuen Leben erweckt. Leben und Tot greifen dort ineinander. Nicht so in der Stadt. Unser Ordnungssinn entfernt jedes Blatt und jeden Ast, ganze Bäume werden klein gesägt und weggebracht. Straßen und Wegen müssen alternativlos geräumt werden. Trotzdem gibt es viele Möglichkeiten auch hier kleine Lebensräume mit Totholz zu erschaffen – im privaten und öffentlichen Raum. Von kleinen Reisighaufen im Garten bis großen Benjeshecken entlang Hauptstraßen. Ende des Winters/Anfang des Frühlings ist die passende Zeit dafür – nach dem Winterschnitt ist viel Schnittgut vorhanden. VahrRadieschen stellt demnächst gerne Infos darüber und baut mit euch zusammen solche Biotope der Vielfalt.

Quelle: W: David „Lebensraum Totholz“

Am 19.03. 22 gebaut.

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